Rücksichtslosigkeit im Arbeitsalltag

Die Psychologen Delroy Paulhus und Kevin Williams von der University of British Columbia im kanadischen Vancouver waren die Ersten, die die dunkle Triade der Persönlichkeit erforschten. Diese umfasst die drei Persönlichkeitstypen Narzissten, Machiavellisten und Psychopathen. Alle drei Typen verbindet, dass sie das eigene Wohl über das der anderen stellen.
Der Kern der dunklen Triade
Quelle Diagnostica/A. Küfner, M. Dufner und M. Back

  • Der Narzisst neigt dazu, sich selbst masslos zu überschätzen und hat ein starkes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Bewunderung. Er behandelt andere oft mit Desinteresse und reagiert selbst auf sachliche Kritik uneinsichtig und gereizt, manchmal auch aggressiv.
  • Der Machiavellist strebt nach Macht. Er sucht stets den eigenen Vorteil und manipuliert Mitmenschen für seine Zwecke. Er setzt sich leicht über Moral und Ethik hinweg und versteht es dabei jedoch, sein Gegenüber zu blenden und sich als harmlos oder charmant darzustellen.
  • Der Psychopath ist impulsiv und denkt kaum über die Folgen seines Handelns und die Konsequenzen für seine Mitmenschen nach. Er sucht den Nervenkitzel und verhält sich häufig offen aggressiv. Er eckt in der Gemeinschaft an und versucht das auch nicht zu verbergen.

Eigenschaften treten oft gemeinsam auf

Paulhus und Williams konnten aufzeigen, dass es sich zwar um drei verschiedene Persönlichkeitstypen und Eigenschaften handelt, diese jedoch häufig zusammen auftreten. Wer hoch narzisstisch ist, trägt oft auch starke psychopathische oder machiavellistische Züge in sich. Gemeinsam ist allen drei vor allem die niedrige soziale Verträglichkeit, was sich in Rücksichtslosigkeit, einer Tendenz zu Täuschung und im Unwillen, sich an Regeln oder moralische Prinzipien zu halten, zeigt.

Paulhus und Williams betonen, dass diese drei Eigenschaften zwar in jedem Menschen zu einem gewissen Grad angelegt sind, meist jedoch in geringer Ausprägung. Auch wer extreme Werte erreicht, ist oft noch nicht im klinischen Sinne auffällig. Menschen mit einer hohen Ausprägung in Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie leiden also nicht. Und das (berufliche) Vorankommen wird dadurch sogar gefördert.

Die dunkle Triade im Management

Weil sie nach Geld, Status und Macht streben, halten sie sich gerne dort auf, wo all dies zu erreichen ist. Sie verfügen auch über den Ehrgeiz und die Strategien, die Karriereleiter hochzusteigen. Besonders erfolgreich sind sie in Unternehmenskulturen, die Machtstreben begünstigen. Wenn Unternehmen z.B. übermässig auf Meritokratie ausgerichtet sind, entwickelt sich schnell ein rücksichtloser Konkurrenzkampf. Stärke, Durchsetzungsvermögen und schnelle Entscheidungen sind Qualitäten, die in einem solchen Fall das «Überleben» sichern.

Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass Persönlichkeitstypen der dunklen Triade im oberen Management von Grossunternehmen überdurchschnittlich oft vertreten sind.

Unkritische Personalauswahl

Auch Uwe Kanning (Wirtschaftspsychologe an der Hochschule Osnabrück) glaubt, dass die Rücksichtslosigkeit der dunklen Triade beim Aufstieg im Job hilfreich ist. Eine wichtige Stelle im Unternehmen werde im Zweifel eher mit einem Bewerber besetzt, der ein bisschen zu selbstbewusst sei. Sind Persönlichkeiten der dunklen Triade erst einmal in einer Führungsposition angekommen, bleiben sie dort oder steigen noch weiter auf. Von den anderen werden sie danach kaum mehr hinterfragt und sie selbst halten sich sowieso für die geborenen Führungskräfte.

„Manager zeigen oft psychopathische, narzisstische und machiavellistische Auffälligkeiten“, sagt Hossiep. Dass ihr Selbstbild verzerrt sei, liege aber auch daran, dass realistische Rückmeldungen umso seltener seien, je höher in der Hierarchie man arbeite. Die Eigenschaften der dunklen Triade werden im Laufe der Zeit auf diese Weise also noch verstärkt. Zwar werden Narzissten tatsächlich zunächst von allen um sie herum für die besseren Führungskräfte gehalten – wie eine Studie der Universität Amsterdam zeigt – doch die Leistungen von Gruppen mit Narzissten an der Spitze leiden.

Führungskräfte, die sich nicht mehr als Teil eines Teams verstehen und Entscheidungen allein treffen, sind ein grosses Risiko für das Unternehmen und dessen Kultur. Sie können nicht mit kritischem Feedback umgehen, schaffen Spannungen in ihrem Arbeitsumfeld und sind nicht führbar.

Diagnoseinstrumente für die Personalauswahl und -führung

Es ist daher unerlässlich, die richtigen Diagnoseinstrumente für die Auswahl von Mitarbeitenden zu nutzen und diese Themen auch in der Führungsentwicklung immer wieder durchzuarbeiten. Strukturierte Feedbackinstrumente wie unser 360 Grad Führungsfeedback konfrontieren Vorgesetzte mit ihrer Wirkung auf andere. Und sie schaffen die nötige Verbindlichkeit zwischen Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitenden. Bei Bedarf bilden sie eine ausgezeichnete Grundlage für die Begleitung durch einen Coach. Erfahren Sie mehr darüber auf www.valuequest.ch. Gerne beraten wir Sie auch persönlich unter 044 786 32 52.

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Beitrag veröffentlicht am 30. März 2022

Über Heidi Blanken
Heidi Blanken ist Expertin und Beraterin mit Fokus auf psychologische Methodik, Wirtschaft und Arbeitsrecht. Sie studierte an der Universität Zürich und bringt fundiertes Wissen in ihre Beratungstätigkeit ein.

Heidi Blanken ist Expertin und Advisor bei ValueQuest mit Fokus auf Evaluation und methodische Beratung. Sie hat Psychologie mit Schwerpunkt Methodenlehre sowie Wirtschaft und Arbeitsrecht an der Universität Zürich studiert und als lic. phil. I abgeschlossen.

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